Autobiografie mit Fotos 

Teil 15 

Durchgangslager Westerbork

2016 organisierten die Jüdische Gemeinde Osnabrück und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit einen Tagesausflug zum Durchgangslager Westerbork im Süden der Niederlande.

Aufschrift auf dem Koffer: Stellen Sie sich vor, Sie müssten fliehen... 

 

Zuglaufschild "Westerbork–Auschwitz". 

 

„1939 errichteten die niederländischen Behörden Westerbork als Lager für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten. Insgesamt wurden 50 Baracken für 1.800 Menschen und zahlreiche provisorische Gebäude errichtet.

Ende 1941 und Anfang 1942 wurde Westerbork zu einem Durchgangslager für niederländische Juden und Roma, die für die Vernichtungslager im Osten, hauptsächlich Auschwitz-Birkenau und Sobibor, bestimmt waren,“ – Wiki.

 

Leo Meijer mit seinem Vater.

Ich kann diesen Jungen nicht ansehen, ohne dass mir die Tränen kommen. 

 

Leo Meijer wurde am 25. Juli 1935 in Zwijndrecht als einziges Kind von Hermann Meijer und Charlotte Rozeboom geboren.

Leo wuchs in einer Wohnung über der Apotheke seines Vaters auf. Mit sechs Jahren besuchte er eine staatliche Grundschule.

Nicht lange, denn Anfang 1942 erlaubten ihm die deutschen Besatzer den Besuch dieser Schule nicht mehr. In Dordrecht wurde eine Klasse für jüdische Kinder eingerichtet.

Im September 1942 wurde Leo mit seinem Vater und seiner Mutter von zu Hause abgeholt. Leo war damals sieben Jahre alt.

Die Familie Meijer verbrachte fast zwei Jahre im Lager Westerbork. Auch Leo ging dort zur Schule. Er war ein fleißiger Schüler. Seinem Vater, Hermann Meijer, gelang es regelmäßig, Notizen und Zeichnungen von Leo aus dem Lager zu schmuggeln. Auch sein besonderes Gedicht „Sinterklaas“ (Weihnachtsmann) ist erhalten geblieben.

Auf der Transportliste vom 3. September 1944 sind Leo und seine Eltern aufgeführt. Nach zwei Jahren in Westerbork wird Leo nach Theresienstadt transportiert.

Am 6. Oktober 1944 wurde er in Auschwitz ermordet.

Leo war neun Jahre alt.

Peter Rothgiesser (Arad) mit seinen Eltern.

 

Peter Rothgiesser wurde am 17. Oktober 1934 als Einzelkind in Hannover geboren. 1936 floh er mit seinen Eltern von Hannover nach Amsterdam. Sein Vater war Journalist, seine Mutter Hebamme. Als die Polizei im Sommer 1943 das Haus der Familie durchsuchte, versteckte sich Peter in einem Schrank unter einem Stapel Mäntel. Abends wurde er von einem Nachbarn abgeholt und zu einem Versteck in Hilversum gebracht. Etwa vier Wochen später wurde er entdeckt, als er das Versteck für einen Spaziergang verließ. Er wurde in das Lager Westerbork gebracht.

In Westerbork lernte er den jüdischen Glauben kennen und feierte zum ersten Mal jüdische Feiertage.

"Ich wusste nichts davon, aber es zog mich an, oder zumindest dachte ich, ich sollte versuchen, daran teilzunehmen. Ich erinnere mich, dass ich ebenso schnell Freundschaften schloss, wie ich sie verlor, denn jeden Montagabend wurden wir geweckt und die Namen der Kinder, die sich am frühen Morgen zum Zug melden mussten, wurden vorgelesen. Ich bemühte mich also nicht besonders, viele Freundschaften zu schließen, weil ich sie so schnell verlor".

Am 31. Juli 1944 wurden Peter und seine Eltern nach Theresienstadt deportiert. Dank ihrer Beziehungen konnte Peters Mutter dafür sorgen, dass sie die salvadorianische Staatsbürgerschaft erhielten. Diese Dokumente retteten ihnen das Leben. Sie wurden im April 1945 befreit.

In den 1950er Jahren wanderte Peter nach Israel aus, wo er seinen Nachnamen in Arad änderte.

Am 27. März 2016 besuchte Peter Arad das Lagermuseum Westerbork, um einen Vortrag über seine Erlebnisse in Westerbork und Theresienstadt zu halten.

 

Koffer derjenigen, die im Lager ankamen.

 

Koffer.

 

Rose.

Ein besonderer Tag

Heute ist Rose sechs Jahre alt geworden! Sie erwartet ein besonderes Geschenk.

Kann das wahr sein?

 

Rekonstruktion eines Teils der Baracken, in denen die Häftlinge lebten.

 

Die Karte zeigt die Konzentrationslager, in die Westerbork-Häftlinge geschickt wurden: Bergen-Belsen, Ravensbrück, Buchenwald, Theresienstadt, Auschwitz, Sobibor.

 

Mehr als 100.000 Menschen wurden während der Existenz Westerborks in Vernichtungslager deportiert, die meisten davon nach Auschwitz.

 

Fotografien von Häftlingen des Lagers Westerbork.

 

Auf dem ehemaligen Appellplatz befindet sich das Denkmal „102.000 Steine“, das auf Initiative ehemaliger Häftlinge des Lagers errichtet wurde. Die Steine ​​symbolisieren die 102.000 Menschen, die aus Westerbork deportiert wurden und nicht zurückkehrten. Die meisten Steine ​​tragen Davidsterne – sie stehen für die jüdischen Opfer. Etwa 200 Steinen ​​tragen eine Flamme und symbolisieren die Opfer der Roma und Sinti. Steine ​​ohne Symbol sind den Widerstandskämpfern gewidmet.

Das Besondere des Monuments ist, dass die Steine aus der Vogelperspektive eine Kartographie des Gebiets der Niederlande widerspiegeln. 

 

Denkmal für die Opfer des Lagers Westerbork.

 

Denkmal für die Opfer des Lagers Westerbork.

 

Ein Eisenbahnwaggon, der zum Transport von Gefangenen in Konzentrationslager verwendet wurde. 

                                                         Lager der „Falschen Hoffnung"

In den Jahren 1943-1944 förderte Lagerkommandant Gemmeker alle Arten von Freizeitaktivitäten, um das Leben im Lager Westerbork so normal wie möglich zu gestalten. Dies diente auch seiner eigenen Unterhaltung. Das Lager Westerbork hatte das beste Kabarett der Niederlande. Sowohl in Bezug auf die Ausstattung und Qualität der Programme als auch auf das Niveau der Künstler*innen. Die Bühne-Gruppe erhielt die Möglichkeit, bunte Abende mit Kabarett, Chor, Orchester und Ballett zu veranstalten. Außerdem fanden Theater- und Musikaufführungen statt. Auch sportliche Wettkämpfe wurden ausgetragen: Fußball, Leichtathletik und Boxen. Die Teilnahme an solchen Aktivitäten, brachte jedoch keine Privilegien mit sich. Das Wichtigste war, dass die Menschen vorübergehend von Deportation freigestellt wurden. 

Die „anständige" Behandlung durch die Nazis, das System der Ausnahmegenehmigungen, das Krankenhaus und das Kabarett hatten nur einen Zweck: Illusionen zu schaffen. Denn am Ende mussten fast alle transportiert werden. Das System gab letztlich nur falsche Hoffnung. (https://kampwesterbork.nl/) 

 

In Westerbork wurde weder gefoltert noch getötet, aber jede Woche wurde ein Zug voller Menschen von dort zu verschiedenen KZs geschickt, um dort mit gnadenloser Grausamkeit umgebracht zu werden.

 

Leo Meijer und Anne Frank. 

 

Anne Frank wurde am 3. September 1944 mit dem letzten (!) 97. Deportationszug nach Auschwitz-Birkenau deportiert. 

"Da die Alliierten immer näher rückten, entschlossen sich die Nationalsozialisten, Auschwitz allmählich zu räumen. Am 28. Oktober deportierten sie 1308 Frauen aus Birkenau ins KZ Bergen-Belsen. <...> In Bergen-Belsen kamen Anne und Margot zwei Tage später an. Da immer mehr Gefangene nach Bergen-Belsen gebracht wurden, verschärften sich die hygienischen Mängel im Lager. Im März 1945 begann eine Fleckfieber-Epidemie, an der etwa 17.000 Gefangene starben. Auch Typhus und andere Krankheiten waren im Lager weit verbreitet. Laut Zeugenaussagen fiel Margot (Schwester von Anne) geschwächt von ihrer Pritsche und starb. Einige Tage später war auch Anne tot. <...> 

Die genauen Daten wurden kurz vor dem Kriegsende nicht mehr notiert. Wenige Wochen später, am 15. April 1945, befreiten britische Truppen das Lager", - Wiki. 

 

Westerbork wurde am 12. April 1945 von kanadischen Soldaten befreit. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 900 jüdische Gefangene im Lager. 

 

Übersetzung ins Deutsche: Andreas Ottmer, Osnabrück 

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