Autobiografie mit Fotos
Teil 14
Prag (Josefov)
2013 besuchten wir Prag. Eine unvergessliche Reise. Eine Stadt, in der ich bleiben würde, um zu leben...
Der Name des Josefstadtviertels geht auf Kaiser Josef II. zurück – dank seiner Reformen verbesserten sich die Lebensbedingungen der Juden in Prag. Das Jüdische Viertel liegt zwischen dem rechten Moldau-Ufer und dem Altstädter Ring. Hier befinden sich die Überreste des ehemaligen jüdischen Ghettos, das mit den Legenden um den mystischen Golem und dem Namen Franz Kafkas (1883–1924) verbunden ist.
Heute beherbergt das Jüdische Viertel den Gebäudekomplex des Jüdischen Museums mit Sammlungen jüdischer Kunst, Textilien, Silber (über 40.000 Exponate) und 100.000 Büchern. Die Museumssammlung ist einzigartig und erzählt die Geschichte des Lebens der Juden in Böhmen und Mähren.

Altneu-Synagoge. Prag 2013
Das bekannteste Wahrzeichen des ehemaligen mittelalterlichen Ghettos ist die Altneu-Synagoge, das älteste Denkmal Prags. Ursprünglich hieß sie Große oder Neue Schule, im Gegensatz zur Alten Schule. Erst als im 16. Jahrhundert weitere Synagogen gebaut wurden, erhielt sie den Namen Altneu-Schule und später Altneu-Schule oder Synagoge. Sie ist die älteste erhaltene Synagoge nördlich der Alpen. Sie enthält ein Banner aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, das Ferdinand III. den Prager Juden als Dank für ihre Hilfe bei der Verteidigung der Stadt gegen die Schweden schenkte.

Klaus-Synagoge. Prag 2013
Die Klaus-Synagoge wurde 1573 erbaut und nach dem verheerenden Brand im Ghetto 1689-1694 von der Gemeinde wiederaufgebaut. Die letzte Restaurierung des Gebäudes erfolgte 1880. Ihr Name leitet sich vom altdeutschen Wort „Klause“ (kleines Haus) und vom lateinischen „claustrum“ (Kloster) ab. Die Synagoge bestand aus drei kleinen Gebäuden – den „Clausen“, die auf Initiative von Mordechai Maisel errichtet wurden. Sie gehörte der Prager Begräbnisbruderschaft.
Es gibt interessante Ausstellungen mit gedruckten Publikationen und Manuskripten, Haushaltsgegenständen sowie jüdischen Traditionen und Bräuchen.

Jüdisches Rathaus. Prag 2013
Jüdisches Rathaus. Das Gebäude wurde im 16. Jahrhundert vom Architekten Pansy Roder mit Spenden von Maisel, dem Bürgermeister der jüdischen Stadt, erbaut. Er verbesserte das Ghetto und setzte die rechtliche Anerkennung der Rechte seiner Glaubensbrüder durch. Neben der Gemeindeverwaltung errichtete er zwei Synagogen und eine Talmudschule.
1763 wurde das Rathaus vom Architekten Josef Schlesinger im spätbarocken Stil umgebaut. Heute beherbergt es den Bund der Jüdischen Religionsgemeinschaften Böhmens und Mährens sowie die Jüdische Religionsgemeinschaft Prag.

Jüdisches Rathaus. Holzturm mit einer normalen Uhr, darunter am Giebel eine jüdische Uhr, die gegen den Uhrzeigersinn läuft. Prag 2013
In Prag befindet sich der älteste noch erhaltene jüdische Friedhof Europas, auf dem im Laufe von 300 Jahren, von 1439 bis zur letzten Beerdigung im Jahr 1787, mehr als 100.000 Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden.

Jüdischer Friedhof. Prag 2013

Jüdischer Friedhof. Prag 2013
Da Juden in Prag ihre Angehörigen nur innerhalb des Ghettos begraben durften, wurden die Gräber übereinander errichtet. Rund 12.000 Grabsteine bilden eine bizarre Masse, die dadurch entstanden, dass alte Gräber für nachfolgende Bestattungen mit neuer Erde bedeckt wurden. Die Grabsteine bestanden aus Sandstein, später kamen weißer und rosa Marmor zum Einsatz.

Hier liegt Solomon Ephraim Lunchitz (1619). Jüdischer Friedhof. Prag 2013

Grabstein von Judah Liev ben Bezalel (Rabbi Löw 1528–1601), dem ersten Rektor der Talmudschule, Gelehrten und Lehrer sowie Oberrabbiner von Prag.
Der Legende nach gelang es ihm, ohne Angst vor den Flammen die Bibliothek Kaiser Rudolfs II. während des Großen Prager Brandes zu retten. Später, während einer Militärparade, stoppte er das plötzlich scheuende Pferd des Kaisers mit einem Wort. Nach diesen Ereignissen wurde er ein persönlicher Freund des Kaisers.
Es gibt keine verlässlichen Informationen darüber, dass der Rabbi sich mit „praktischer Kabbala“ beschäftigte, die Elemente der Magie enthielt. Die Legende schreibt ihm jedoch die Erschaffung des Prager Golems zu – eines künstlichen Menschen, der antijüdische Aufstände verhinderte.
Pilger aus aller Welt, Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Nationalität, kommen zum Grabstein von ben Bezalel. Es gibt den Glauben, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man nach einem alten jüdischen Brauch einen Kieselstein auf das Grab legt. Manchmal schreiben Menschen ihre Träume und Hoffnungen auf ein Stück Papier und legen es unter einen Kieselstein oder stecken es in einen Riss im Grab

Jüdischer Friedhof. Prag 2013
Budapest
Wir besuchten Budapest im Oktober 2013. Nach dem hellen und einladenden Prag erschien mir die Hauptstadt Ungarns deprimierend. Die U-Bahn war düster, ständig fingen Kontrolleure Schwarzfahrer, viele Bettler tummelten sich auf den Straßen.
Das Hotelzimmer war verraucht, die ganze Nacht über ertönte Musik und Geschrei vor dem Fenster, was uns kaum Schlafen ließ. Mein Kopf schmerzte, als wäre er mit Stacheldraht umwickelt.

Im jüdischen Viertel von Budapest. Fehlt nur....mein Kopf.
In Budapest und Prag fotografierte ich Orte, die mit dem Leben der Juden verbunden sind. Sie lebten hier, sie waren hier glücklich. Ich wollte die Erinnerung an diese Menschen bewahren.

Das Emanuel-Baum-Denkmal im Garten der Synagoge in der Dohány-Straße, von Imre Varga.
1944 errichteten die Nazis, die Ungarn besetzten, ein Ghetto um die Synagoge. Der Raoul-Wallenberg-Gedenkpark im Innenhof der Synagoge ist dem Gedenken an die 600.000 ungarischen Juden gewidmet, die während des Holocaust umkamen. Im Zentrum des Denkmals steht eine metallene Trauerweide – der „Baum des Lebens“ (Bildhauer Imre Varga), in dessen Blätter die Namen der Opfer eingraviert sind.
Raoul Gustav Wallenberg war ein schwedischer Diplomat, der während des Holocaust Zehntausenden ungarischen Juden das Leben rettete. Ein Gerechter unter den Völkern.
Nach der Besetzung Budapests durch die sowjetische Armee wurde er vom SMERSch festgenommen und nach Moskau verschleppt. … Er starb im Juli 1947 in einem sowjetischen Gefängnis in Moskau.“ (Wiki)

Die Große Synagoge von Budapest (ungarisch: Nagy Zsinagóga) ist die größte in Europa

Innenraum der Großen Synagoge. Budapest 2013

Holocaust-Mahnmal 1944
Nie wieder!
Im Gedenken an die fast 600.000 ungarischen Bürger, die während des Krieges deportiert, vergast, ermordet, an der Donau erschossen und auf andere Weise getötet wurden, nur weil sie Juden waren.
Im Gedenken an die Leiter der Jüdischen Rettungs- und Hilfskommission, die erfolglos mit den Nazi-Henkern verhandelten, um alle ungarischen Juden zu retten, retteten sie Tausende von Verfolgten: Dr. Rező Kasztner (1906–1957), Otto Serius (1892–1945), Joel Brand (1906–1964), Házi Brand (1912–2000), Ernő Szilágyi (1904–1954), Samuel Springman (1900–1958).

Denkmal „Marsch der Angst“ im Garten der Synagoge, Skulptur von Imre Varga

Im jüdischen Viertel von Budapest

Im jüdischen Viertel von Budapest.

Massenhinrichtungen von Juden in Budapest wurden 1944/Anfang 1945 von Mitgliedern der ungarischen Nazi-Partei „Pfeilkreuzler“ von Ferenc Szálasi durchgeführt. Um eine Beerdigung zu vermeiden, erschossen die Nazis die Opfer am Flussufer. Sie fesselten ihre Hände und Füße, um Kugeln zu sparen, und erschossen nur den ersten – als dieser fiel, riss er die anderen mit sich.
Die am Ufer zurückgelassenen Schuhe wurden von den Nazis verkauft oder für den Eigenbedarf verwendet.
Die Zahl der Erschossenen ging in die Tausende. Die genauen Zahlen sind unbekannt – die Leichen wurden vom Wasser weggespült,“ – Wiki.

Zur Erinnerung daran wurde 2005 auf der Pester Seite ein Denkmal mit dem Titel „Schuhe am Donauufer“ von Gyula Pauer und Can Togay errichtet.
„Entlang des Ufers, am Wasserrand, liegen sechzig Paar Herren-, Damen- und Kinderschuhe – abgetragene Stiefel, Halbschuhe, Pantoffeln, authentische Kopien von Modellen aus den 1940er Jahren“, - Wiki.
Übersetzung ins Deutsche: Andreas Ottmer, Osnabrück